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Tag 6 – 8. November 2025, Weihnachtskarten drucken

Willy und Roger richteten am Tag zuvor den Lithostein (65 x 83 cm) in der Litho-Schnellpresse Johannisberg 1911, genannt «Johanna», ein. Ausserdem ölte Willy die Johanna für den bevorstehenden Drucktag. Wie am 2. Lerntag beschrieben. 

Damit man die Zeichnung nicht gefährdet, giesst Ernst immer zuerst etwas Gummi Arabicum auf den Stein und verteilt ihn mit der Hand. Den Stein hatten wir am Tag 5 geätzt und haben mit dem Schwamm darüber getupft, damit der Ätzprozess abschloss und liessen ihn zum Trocknen stehen.  Dann nimmt er ein Gazetuch (Käseleinen oder Damenunterwäsche), um die Gummischicht besonders fein zu machen. Warum? Weil man bei einer dicken Gummischicht das Pigment der Zeichnung nicht auswaschen kann. Der Stein wird mit dem Föhn getrocknet.
Dann wäscht Ernst mit Terpentinersatz das Pigment der Tusche aus. Die fetthaltige Schicht bleibt. Er reibt den Stein mit einem Baumwolllumpen trocken.

Den Feuchttisch (nach vorne fahren) und die Feuchtwalzen werden mit einem Schwamm gut nass gemacht. Die Metallwalze aushängen, damit man auch die hintere, zweite Feuchtwalze gut nässen kann. Sie muss von Hand gedreht werden. Dann die Metallwalze wieder einhängen, Achtung: Loch nach oben!

Für die erste Farbe wählten wir ein dunkles Blau mit ungefähr 60% eines warmen Blautons, 40% Firnis (das kann auch Transparentweiss sein) und ca. 10% Schwarz. Ernst mischt jeweils nur so viel Farbe an, wie die Maschine zum Drucken braucht. Später werden wir mehr Farbe direkt in die Maschine geben, weil sie dort meistens im Farbton noch etwas korrigiert wird. Mit unserer Auflage von rund 200 Bögen passt das auf diese Weise.

Makulatur- und Druckbögen parat auf die Maschine legen. Ernsts Maschine, die nun in Schweden steht (Blackheartpress), ist ein Aufsatz mit zwei Tablaren, wo die Makulatur- und Druckbögen separat hochgelegt werden.

Die Farbwalzen einstellen und einrichten
Wenn die Farbwalzen eingerichtet sind, kann mit dem Spachtel Farbe aufgetragen werden. Man nimmt dazu eine fingerdicke Farbwurst und streicht damit dreimal der vordersten Metallwalze entlang. Ganz aussen an der Walze nimmt man etwas Firnis oder Transparentweiss, weil dies viel günstiger ist, als Farbe zu verwenden. Früher kostete eine Büchse Farbe Fr. 55.–, wobei das Transparentweiss Fr. 15.– kostete.

Die Feuchtwalzen sind parat, die Farbwalzen und die Verteilwalzen beim Zylinder sind unten – nun kontrollieren wir noch den Stand des Bogens.

Erst dann: Maschine einschalten und die Farbwalzen einfärben lassen. Drei Makulaturbögen einlegen und drucken lassen.

Wenn der Stein während eines Momentes steht, gummiert Ernst ihn, damit die Linien nicht zu schmal werden. Für den Weiterdruck wieder abwaschen.

Wir beginnen mit dem Auflagenpapier und lassen die Bögen einmal, zweimal und dreimal durch. Einen Bogen legen wir zur Seite, den benötigt Roger als Mass, um die Druckbögen später auseinander zuschneiden. Beim zweimaligen Druck sieht man alle Linien, die wir zum Einrichten der Seiten mit Bleistift nutzten, beim dreimaligen Drucken sieht man jeden Dreck. Diesen und die Linien radieren Ina und Marko mit einem Schleifstein weg. Der Schleifstein (weisse Stifte) legt Ernst in einen Becher mit Wasser, so sind sie weicher. Siehe Bild

An allen Stellen, wo radiert wurde, wird nach dem Abwaschen, mit dem nassen Schwamm, geätzt. Damit da keine Farbe aufgenommen wird. Mit einem anderen Schwamm Gummi Arabicum auf dem ganzen Stein verteilen.

Nachdem die erste Farbe fertig gedruckt ist machen wir eine Kaffeepause.
Ernst fährt mit dem nassen Schwamm über den ganzen Stein, pudert Talkum auf die Zeichnungen und pudert auch den Rest des Steins ein.
Er gibt Alaun auf den Stein. Wenn man ihn nun drucken würde, wäre die ganze Fläche farbig, weil mit dem Alaun die Wirkung vom Gummi Arabicum aufhebt bzw. neutralisiert. Mit dem Föhn trocknen.

Während Marko die Bogen sorgfältig an die Anlage legt, damit der Passer stimmt und Ina die gedruckten Bögen herausnimmt – geht Ernst hin und her, gibt mit dem Schwamm Wasser auf den Feuchttisch, spritzt aus der Flasche Wasser auf die Feuchtwalzen und gibt immer wieder ein wenig Farbe auf die Walzen nach. 

 

Die zweite Farbe
Wir lassen das Bild auf dem Stein und zeichnen die neue Farbe dazu, Talkum auf die Zeichnung, ätzen den Stein, tupfen mit dem Schwamm ab und wischen mit der Gaze (Käseleine) das Gummi Arabicum, damit der Stein nur noch dünn gummiert ist. Trocken föhnen.

Dann drucken wir ein Blatt mit der zweiten (gelben) Farbe und reduzieren die Farbe mit dem Schleifstein. Vergleiche den Bogen mit einem der ersten Farbe.
Wieder: Wo radiert wurde, werden die Stellen mit dem nassen Schwamm gewaschen und frisch geätzt sowie mit dem anderen Schwamm gummiert und mit der Gaze dünn gewischt.
Wir sind mit dem Gelb zufrieden möchten aber Teile in Orange drucken. Ernst gibt direkt auf die Farbwalzen die zweite Farbe Orange dazu und wir beobachten, wie sich die Farbe auf den Druckbögen langsam verteilt. Ernst gibt regelmässig an den einen Stellen Gelb und an kleinen Stellen Orange dazu. Die Auflage wird so durchgedruckt.

 

Zum Schluss
Ernst gummiert den Stein fein, wäscht ihn mit Seife, damit sich das Fett nicht in den Stein begibt und man beim Steinschleifen nicht solange Fett wegschleifen muss.
Falls man den Stein trotzdem nochmals benötigt, kann mit Terpentinersatz wieder Fett dazugegeben und den Stein eingefärbt werden. Es ist nur noch das letzte Bild auf dem Stein.

Dieser Text wird nochmals gelesen, damit alles stimmt. Weitere Bilder folgen.